Die Tagung war in vielerlei Hinsicht eine Premiere. Zuerst, weil sie von Jungwacht Blauring Schweiz (Jubla), dem Verband Katholischer Pfadi (VKP) und der Deutschschweizer Arbeitsstelle für MinistrantInnenpastoral (DAMP) durchgeführt wurde. Premiere, weil sich unseres Wissens noch nie 110 Präses zum Austausch auf einmal getroffen haben. Und Premiere auch für viele der Atelierleitenden mit den unterschiedlichsten Ausgangslagen.
Die wertvolle Arbeit der Präses bildet einen wichtigen Pfeiler im jeweiligen Verband. Präses wirken zwischen der Schar oder Abteilung und der Welt ausserhalb des Verbandes. Der Kontakt mit Eltern oder der Kirche sind wichtige Aspekte in der Arbeit als Präses. So unterschiedlich die Jugendorganisationen Jubla, Pfadi und die DAMP auch sind, ihre Präses teilen die gleichen Sorgen und sehen sich immer mit ähnlichen Konflikten oder Problemstellungen konfrontiert. Und so macht es durchaus Sinn, die Präses aller Organisationen zu einer Tagung einzuladen und gemeinsam Erfahrungen und Wissen auszutauschen.
Einstieg ins Tema bot das Puzzle des Lebens, auch magisches Viereck genannt. Zu einem Viereck, das in mehrere Teile aufgebrochen war, kamen immer wieder neue Teile dazu. Im übertragenen Sinn steht jedes Teil für ein wichtiges Lebenselement oder Lebensthema. Kommen jedoch neue (schwarze, negative) Teile dazu, kommt die bestehende Ordnung durcheinander, und die bestehenden Teile sind gezwungen, sich neu zu arrangieren. Die Organisatoren zeigten eindrücklich, wie sich auf wundersame Weise das Viereck mit den zusätzlichen Teilen doch neu arrangieren liess und verwies damit auf die Arbeit der Präses. So gelang es auch, das goldene Teil einzubauen. Dass die Arbeit der Präses eine sehr wichtige ist, wusste auch Jugendbischof Marian in seinem Grusswort zu würdigen. Und schliesslich tat es den Verantwortlichen der Verbände gut, so viele Präses, die an einem Strick ziehen, zu sehen.
In vierzehn verschiedenen Ateliers wurden unterschiedliche Themen diskutiert und Lösungsansätze erarbeitet. So wurde zum Beispiel im Atelier Krisenintervention DIE Fahne geklaut, woraus sich ein kleiner Krimi entwickelte, der mit einem Polizeieinsatz endete. In den anderen Ateliers wurden Hosensackspiele gespielt oder Fragen zur Öffentlichkeitsarbeit und Sozialen Medien bearbeitet. Da es auch im Umfeld der Jugendverbände immer wieder zu Konflikten kommt, wurde intensiv an diesem Thema gearbeitet. Ein Dozent der Fachhochschule Nordwestschweiz gab wichtige Inputs zu gelingender Freiwilligenarbeit. Die schwierigen Felder der Grenzverletzungen und der Umgang mit Alkohol oder mit Kindern mit auffälligem Verhalten wurden abgesteckt und bearbeitet. Weiter wurden die Möglichkeiten einer Minischar, die sich über die herkömmliche Form hinaus zu einer speziellen Jublaschar entwickelt, aufgezeigt. Die Kernthemen der Präsesarbeit wurden mit den Ateliers Beraten Begleiten und Spirituelle Animation / Animation Spirituelle abgedeckt. Dazu kamen noch Impulse zur Arbeit mit Flüchtlingen (Pfasyl) und Inklusion. In vier Atelier-Runden wurde den Teilnehmenden so die Möglichkeit geboten, in die verschiedenen Themen einzutauchen. Beim Mittagessen bildeten sich viele Gesprächsgruppen über die Grenzen des eigenen Verbandes hinaus, welche die erhaltenen Inputs und gemachten Erfahrungen untereinander austauschten. Es zeigte sich, dass ein wichtiger Pluspunkt dieser Tagung das grosse Miteinander war. Es entwickelte sich ein toller Spirit, als plötzlich fremde Personen zusammenstanden, gemeinsam assen und sich das Gespräch dabei um die Kultur im eigenen Verband und um die eigene Arbeit mit ihren Freuden und Leiden drehte. So unterschiedlich die Kulturen auch sind, man verstand einander. Wenn Spiele gespielt werden, dann sind alle gleich.
Wie am Anfang der Tagung mit dem Viereck schon festgestellt wurde, haben Präses sehr oft die gleichen Sorgen und Probleme, können sich aber auch an den gleichen Dingen freuen. Ob sie nun mit den Minis ein Feuer machen (wenn sie es denn können), mit der Pfadi am Lagerfeuer singen (wenn sie es denn können) oder mit der Jubla Zelte aufstellen (wenn sie es denn können). Sie stellen immer wieder fest, dass die Arbeit in den Jugendverbänden ihren ganz eigenen Stil hat, aber doch alle am gleichen Strick ziehen. Nebst der Scharnierfunktion, die die Präses zwischen der Schar, der Abteilung und der Welt ausserhalb des Verbandes ausüben, helfen sie zu organisieren und machen auch mal das Feuer, singen vor und spannen das Zelt nach.
Zum Schluss wurden die Teilnehmenden gebeten, ein Feedback zur ersten Präsestagung in dieser Form abzugeben. Die Rückmeldungen zur Premiere fielen sehr positiv aus und werden noch ausgiebiger ausgewertet. Denn wie das Wort Premiere andeutet, es war die erste gemeinsame Präsestagung und auf diese sollen wenn möglich weitere folgen. Jubla, VKP und DAMP werden also zur Tagung ein Fazit ziehen und wenn dieses auch auf den zweiten Blick positiv ausfällt, ans Planen einer Neuauflage machen. Aufgrund der persönlichen Gespräche kann klar ein Bedarf an solchen Veranstaltungen festgestellt werden. Die verbandsinternen Weiterbildungen und Tagungen haben zwar einen grossen Stellenwert, aber eine Tagung in dieser Grössenordnung erlaubt ein viel breiteres Feld an Themen. Die Möglichkeiten, um die individuellen Bedürfnisse abzudecken, sind vielfältiger, als wenn jeder Verband nur für seine Präses eine Tagung abhält. Mit Stolz kann darauf verwiesen werden, dass die Tagung sogar international war: Selbst aus Luxemburg ist eine Pfadfinderin angereist. Wir sind also über die Grenzen der Deutschschweiz hinaus mit dieser Veranstaltung aufgefallen. Und bei aller Rivalität, die manchmal unter den Verbänden herrscht, zeigt sich an solchen Tagen wunderbar, dass eben doch alle sehr Ähnliches machen. Anderer Name, gleiche Intention!
Eine Auswahl von Bildern zur Präsestagung findest du hier.